SPIELE

Neuchâtel Xamax

FC Basel

Neuchâtel Xamax - FC Basel 5:1 (0:0)

Dienstag 2.05.1995, 20:00 Uhr - NLA Finalrunde 1994/95 - 3. Runde

Maladière (Neuchâtel) - 9’600 Zuschauer - SR Serge Muhmenthaler (SUI)

Tore: 57. Piffaretti 1:0. 62. Rey 1:1. 65. Vernier 2:1. 70. Aleksandrov 3:1. 77. Aleksandrov 4:1. 90. Aleksandrov 5:1.

Neuchâtel Xamax: Corminboeuf; Henchoz; Perret, Martin; Vernier, Gottardi (85. Jeanneret); Piffaretti, Detari; Chassot, Aleksandrov, Wittl (64. McKinley).

FC Basel: Grüter; Ceccaroni (74. Steingruber), Meier, Tabakovic, Walker; Cantaluppi, Jeitziner, Smaiic, Zuffi; Rey, Yakin (71. Hertig).

Gelbe Karte: 19. Tabakovic (Foul), 33. Perret (Foul), 67. Yakin (Reklamleren).

Bemerkungen: Xamax ohne die verletzten Marcao und Rothenbühler, FCB ohne den verletzten Olsen und den gesperrten Huber.

Fünf Gegentore in der Endphase: Wieder eine hohe FCB-Niederlage

Der FCB erlitt im Nachholspiel der 3. Runde bei Neuchâtel Xamax seine vierte Auswärtsniederlage in Folge, diesmal gar mit 1:5 (0:0), obschon er lange Zeit mit mehr Anlass für Hoffnung spielte als in Lugano.

Neuchâtel. Im Herbst, als es gegolten hatte, sich für die Finalrunde zu qualifizieren, hatte der FC Basel manch einen wichtigen Punkt in Auswärtsspielen geholt. Derzeit kann davon nicht mehr die Rede sein: Zum viertenmal in Folge blieb der Aufsteiger in einem fremden Stadion ohne Erfolgserlebnis. Diese Baisse hatte ihn das Out im Cup und ein Zurückfallen in der Meisterschaft gekostet. Gewiss, noch ist der Europacup nicht definitiv verspielt, doch angesichts der nun bereinigten Rangliste wird halt doch ersichtlich, dass die Basler inzwischen bei weitem nicht mehr erste oder zweite Anwärter auf einen Uefa-Cup-Platz sind.

Die gestrige Niederlage in Neuchâtel nahm abermals krasse Dimensionen an, sie sieht optisch noch schlimmer aus als die samstägliche 1:4-Schlappe von Lugano, doch diesmal war der FCB, so grotesk sich das angesichts eines 1:5 anhören mag, näher an einem Punktgewinn. Der wesentlichste Unterschied zur Partie in Lugano war der: Der FC Basel lag nicht nach 30 Minuten 0:3 im Minus. Seine Hoffnung auf Zuwachs an Punkten hatte wenigstens bis Mitte der zweiten Halbzeit Bestand - angesichts des brutalen Schlussergebnisses, das diesmal die Folge von fünf Gegentoren innert gut 30 Minuten war, ist das allerdings ein sehr dürftiger Trost.

Dabei war der Match von sehr schnellem, oft auch sehr hektischem Fussball geprägt. Das hatte auf beiden Seiten etliche Fehler zur Folge, Ungenauigkeiten in den Abspielen und Unsauberkeiten in den Zweikämpfen. Doch umgekehrt gab es auch sehr viele Szenen, die den Zuschauer in Bann zogen: Man langweilte sich nicht, man schaute aufmerksam, angesichts der Unruhe auf dem Feld oft gar mit einer gewissen Aufregung zu. Dass sechs Tore fielen, war kein Zufall, dass alle in der zweiten Hälfte erzielt wurden, war dagegen schon fast absurd. Dass schliesslich fast alle der sechs Goals auf dem Buckel des FCB lasteten, hatte mit der völlig ungenügenden Balance zwischen Offensiv-Fussball, den man mag, und Abwehrarbeit, die nötig wäre, zu tun.

Freilich hatte Xamax optisch klar mehr vom Spiel, auch wenn der FCB eine Stunde lang absolut mithielt. Doch in diesen ersten 60 Minuten gab es für die Welschen kaum herausgespielte Tormöglichkeiten. Vielmehr versuchten sie es immer wieder mit Distanz-Schüssen (Detari, Wittl, Vernier, Piffaretti), die in einigen Fällen von guter Qualität waren und das Tor Grüters meist nur sehr knapp verfehlten.

Die beste Torchance der ersten Hälfte aber hatte der FCB, und zwar in der 8. Minute, als Rey eine Flanke von Zuffi vor das Tor der Neuenburger nicht unter Kontrolle brachte. Dadurch freilich kam Yakin zum Kopfball, doch Torhüter Corminboeuf vereitelte den zweiten NLA-Treffer des noch nicht 18jährigen Münchensteiners, der gestern zum erstenmal von Beginn weg mittun konnte, womit FCB-Trainer Didi Andrey eine Konsequenz aus dem Lugano-Spiel zog: Er setzte auf einen der Jungen, gab ihm die Chance im Angriff neben Rey und zog Zuffi auf die linke Aufbauerseite zurück.

Das waren zwar richtige Massnahmen, doch sie fruchteten nicht: Yakin hatte gute Momente, mehr aber nicht, Zuffi war auf der Seite draussen noch nicht wirklich zuhause. Nur - entscheidend waren diese Dinge nicht, gegen den FCB entschied letztlich eine Unreife in entscheidenden Szenen.

Gleichwohl gab es auch gute Momente, Ansätze, die nicht schlecht waren, etwa dann, wenn man in der Abwehr bemüht war, die Bälle nicht nur wegzudreschen.

Das erhöhte einerseits das Risiko, gab aber anderseits dem Spiel mehr Qualität, mehr Szenen des Kribbelns: Zwei Mannschaften, beide mit überaus offensiver Grundaufstellung, suchten den Sieg und nicht das Unentschieden.

Dass der Erfolg letztlich Xamax in den Schoss fiel, hatte diese Gründe:

Erstens machten die Neuenburger mit den hervorragenden Gottardi und Detari einen sehr starken Match. Sie hissten sich selbst aus der Baisse.

Zweitens taten die Neuenburger insgesamt halt mehr für den Sieg, trotz der ordentlichen Basler Arbeit bis Mitte der zweiten Halbzeit.

Drittens geriet der FCB in der 57. Minute unglücklich in Rückstand: Grüter hätte den Weitschuss Piffarettis aus 18 Metern, der mitten aufs Tor fuhr, unbedingt halten müssen.

Viertens gelang es dem FCB nicht, den wenig später erzwungenen Ausgleich auch nur ein paar Minuten zu halten. Smajic hatte mit einem perfekten Ball Rey losgeschickt, der mit einem Lob über Corminboeuf auf 1:1 stellte (62.). Doch praktisch im Gegenzug gelang den Romands mit einem diesmal abgefälschten und deshalb nicht haltbaren Schuss Verniers abermals die Führung (65.).

Gewiss, dieser Gegentreffer entsprang im Prinzip dem Pech, entbehrte aber gleichwohl keineswegs der Logik: Wer dem Gegner nach Bällen, die aus der Abwehr zurückprallten, derart viele Gelegenheiten zum Weitschuss offeriert, darf sich nicht wundern, wenn irgendwann einmal ein solcher Ball den Weg ins Tor findet. Dieses 2:1 war die Entscheidung, denn nun suchten die Basler mit Wut und Frust den Ausgleich, entblössten dabei die eigene Abwehr krass und erlaubten dem Gegner durch drei Tore Aleksandrovs gar noch einen Kantersieg.

Eine Stunde lange war man geneigt gewesen, der Basler Abwehr feundliche Noten zu geben. Doch die Realität ist die: In vier Auswärtsspielen hat der Defensivblock nun insgesamt 13 Gegentore kassiert - irgendetwas stimmt da nicht mehr in jenem Block, der noch in der Qualifikation die «Bank» des FCB gewesen war. Allein die Umstellung auf offensiveren Fussball kann nicht der Grund sein, fehlendes Glück auch nicht.

Klar ist, dass der FCB in ein Tief gestürzt ist. Es gilt nun, die Lage nicht zu dramatieren, denn zumindest einen Vorteil hat diese Finalrunde selbst für den zurückgefallenen FCB: Man muss bis im Sommer nicht mehr an die Abstiegstour denken, sondern kann diese Spiele nutzen, weitere Erkenntnisse für die kommende Saison zu gewinnen, ohne nun panisch zu reagieren.

Drei Ziele hatte Andrey für diese Finalrunde: Erkenntnisse für die nächste Saison zu gewinnen, die jungen Spieler einzubauen und sportlichen Erfolg zu haben. Noch gibt es da derzeit das eine oder andere Manko, noch bleiben dafür aber sieben Spiele Zeit...

Josef Zindel

Quelle: Basler Zeitung vom 03.05.1995

Spieler Minuten Tore Assist Gelbe Karten Gelb-Rote Karten Rote Karten Eingewechselt Ausgewechselt
Cantaluppi Mario 90 0 0 0 0 0 0 0
Ceccaroni Massimo 73 0 0 0 0 0 0 1
Grüter Thomas 90 0 0 0 0 0 0 0
Hertig Philippe 20 0 0 0 0 0 1 0
Jeitziner Martin 90 0 0 0 0 0 0 0
Meier André 90 0 0 0 0 0 0 0
Rey Alexandre 90 1 0 0 0 0 0 0
Smajic Admir 90 0 0 0 0 0 0 0
Steingruber Ralph 17 0 0 0 0 0 1 0
Tabakovic Samir 90 0 0 1 0 0 0 0
Walker Marco 90 0 0 0 0 0 0 0
Yakin Hakan 70 0 0 1 0 0 0 1
Zuffi Dario 90 0 0 0 0 0 0 0
Total 1 0 2 0 0 2 2

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