NACHRUF

Herzversagen: Bruno Michaud ist tot 03.11.1997

Mit erst 62 Jahren starb der frühere FCB-Spieler und Nationalcoach Bruno Michaud an Herzversagen.

Basel. Von bestürzender Symbolkraft war der Ort, wo Bruno Michaud vergangenen Samstag starb - auf dem Sportplatz. Wenige Wochen nach seinem 62. Geburtstag erlag er in seinen Ferien in Thailand während des Tennisspiels völlig unerwartet an Herzversagen.

Dass sich Bruno Michaud in den letzten Jahren dem aktiven Tennissport zuwandte, hatte freilich gar nichts mit einem Abwenden von «seinem Fussball» zu tun. Im Gegenteil: Bis zu seinem plötzlichen Ableben blieb er seinem «gelernten» Sport überaus verbunden. Es gab kaum ein Heimspiel des FC Basel, das er verpasst hätte. Auch in den sportlich schwierigsten Zeiten hielt er dem Verein, mit dem er gross wurde, die Treue - mit seiner ihm eigenen kritischen Solidarität.

Der FC Basel war in der Tat Michauds Verein, war, eines zweijährigen Abstechers zu Lausanne-Sports in den fünfziger Jahren zum Trotz, sein Stammclub: Zwischen 1958 und 1970 gehörte er der NLA-Mannschaft des FCB an. Und als Abwehrchef war er einer der entscheidenden Mitbegründer der unvergesslichen «Ära Benthaus» - jene Ära, die bis zum heutigen Tag weit über die lokalen Grenzen hinaus eine bewunderte und beneidete Basler Fussball-Euphorie auslöste.

In der Tat war Michaud jener Mannschaft eine sportlich wie charakterlich überragende Stütze, die die Titel fast in Serie holte. Selbst gewann Michaud zwischen 1963 und 1970 mit dem FCB zweimal den Cup und dreimal die Schweizer Meisterschaft.

Dass ihm der Sprung in die Nationalmannschaft erst im Alter von 32 Jahren gelang, hatte einzig mit den Fähigkeiten seines Vorgängers im Abwehrzentrum zu tun: Denn jahrelang war dieser Platz von einem ähnlich grossen Sportsmann besetzt - von Heinz Schneiter. Gleichwohl brachte es Michaud nach seinem Länderspieldebüt vom 24. Mai 1967 beim legendären 7:1 gegen Rumänien zu insgesamt 15 Länderspielen.

Nach seinem Rücktritt als Aktiver blieb Michaud dem Fussball nahtlos erhalten: Einerseits als Technischer Direktor beim FCB an der Seite von Benthaus, vom April 1972 bis Mai 1973 auch als interimistischer Nationaltrainer. Er übernahm für gut ein Jahr dieses Amt von Louis Maurer - und brachte es in sieben Länderspielen mit je einem Sieg, einer Niederlage und fünf Unentschieden auf eine ausgeglichene Bilanz, was in jenen Zeiten kaum einem anderen Nationalcoach gelang.

Seine Talente stellte Michaud danach auch als geschätzter und überaus gradliniger Funktionär zur Verfügung. Zwischen 1981 und 1995 gehörte Michaud dem Komitee der Nationalliga und damit der operativen Führung des Schweizer Profi-Fussballs an. In dieser Zeit begleitete er die Nationalmannschaft als Delegierter und war er jahrelang für die Gestaltung des Spielplans der NLA und der NLB verantwortlich. 1995, bei seinem Rücktritt aus dem Komitee wurde er zum Ehrenmitglied der Nationalliga ernannt. Diese verdienten Lorbeeren verdankte Michaud, in dem er seine Dienste weiterhin einbrachte - bis zu seinem Tod als Mitglied der «Qualifikations- und Vermittlungskommission der Nationalliga».

Nichts allerdings wäre falscher, als Michauds herausragende Fähigkeiten allein im Bereich des Sports zu würdigen. Vielmehr war er ein beeindruckendes Beispiel eines intelligenten und vielseitigen Mannes, der nach seiner Sportler-Karriere auch beruflich den Weg an die Spitze fand: Bei der «National», einem der führenden Häuser der Versicherungsbranche, hinterlässt er als Regionaldirektor in den höchsten Führungsgremien eine Lücke, die nicht zu schliessen ist. Und keineswegs «nebenbei» hatte er seine Dienste einige Jahre lang auch der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt: Als Mitglied im Basler Grossen Rat.

Doch die schmerzlichste Lücke reisst Michauds Tod in den Kreis seiner Familie, der er in seiner engagierten wie liebenswerten Art Stütze und Partner war. Ihr besonders gehört das Mitgefühl auch dieser Zeitung. JoZ

Quelle: Basler Zeitung vom 03.11.1997

Zurück